Denkt nicht an das, was früher war, achtet nicht auf das Vergangene! Seht, ich wirke Neues! Es wächst schon auf. Merkt ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste, lege Ströme in der Einöde an.
Jesaja 43, 18+19
Das ist Gottes Einladung für mich am 1. Januar. Na gut, es ist die Einladung an viele Leute, denn es ist der Tagesvers auf meiner Bibelapp. Dennoch ist es eine ganz persönliche Einladung. Vielleicht auch eine Aufforderung an mich. Dies ist eben Gottes Macht. Er vermag mit einem Wort zu vielen zu sprechen, ohne dass es unpersönlich und allgemein wäre. Er lädt mich in die Geschichte mit ihm ein. Meine persönliche Geschichte mit ihm. Er verheisst Neues, verspricht, dass es bereits begonnen hat. Im ersten Moment mischt sich zur Dankbarkeit über diese Verheissung auch Misstrauen. Kann es wirklich besser werden? Denn nein, ich kann es beim besten Willen nicht erkennen. Ich merke nichts davon.
Doch ich weiss, dass er zu mir spricht. Er möchte einmal mehr, dass ich meinen Fokus auf ihn richte. Auf Verheissungen, auf Dinge, die noch nicht sichtbar scheinen, aber bereits wachsen. Er lädt mich ein, ihm zu vertrauen, meine Hoffnung auf ihn zu setzen. Hilfe und Leben nicht an anderen Orten zu suchen. Das habe ich in den letzten Wochen zu genüge getan; Ich habe Leben an Orten gesucht, von denen ich weiss, dass sie nur Betäubung liefern, kurzfristige Erleichterung. Ich glaubte für alles andere keine Energie zu haben. Die Stille nicht auszuhalten, wenn ich ihn suche.
Ich bereue, dass ich mich nicht mehr an ihn gewandt habe. Aber ich will nicht hart zu mir selber sein; mich nicht verurteilen. Es fällt mir schwer zur Ruhe zu kommen. Ich habe so lange nur funktioniert; mein Herz braucht Zeit, um sich erholen zu können. All die Gefühle, die sich in mir gestaut haben und in meinem Innern losstürmen, wenn es ruhig wird, können nicht so schnell sortiert werden. Ich darf mir Zeit geben. Aber ich will wieder beginnen, ihnen die Zeit vor Gott zu geben. Stille auszuhalten, die von ihm auszugehen scheint. Obwohl ich weiss, dass es nicht Er ist, der still ist. Es ist meine innere Unruhe, die nicht vermag, ihn zu hören. Denn eigentlich ist es nicht still, wenn ich ruhig werde. Die Gedanken und Gefühle kreisen und ich kann sie nicht stoppen, nicht wirklich sortieren. Aber ich will mich auf diese unangenehmen Momente einlassen. Jedenfalls so oft ich es schaffe.
Ich entscheide mich, dass ich diesem Vers für das neue Jahr Glauben schenken will. Ich will vertrauen, dass Er Neues schafft. Er fordert mich auf, nicht mehr auf das Vergangene zu schauen. Nicht mehr auf die Erschütterungen in diesem vergangenen Jahr zu schauen; über all die Enttäuschungen nachzudenken. Es gibt einen Neuanfang, er verheisst, dass es schon begonnen hat.
Einen Weg, erfrischende Ströme; das tönt alles sehr gut. Ich merke, dass ich diese Worte betone, wenn ich den Vers durch meine Gedanken gleiten lasse. Doch auf einmal fällt mir auf, in welchen Kontext sie gebettet sind. Die Wege sind in der Wüste, die Ströme in der Einöde. In der Tat sind es diese Orte, die den Weg und den Strom besonders wertvoll machen. Denn in einer Stadt mit vielen Wegen, ist es nichts besonderes, wenn ein neuer Weg entsteht. Wenn du in einem Gebiet mit viel Wasser lebst, ist es nicht so wertvoll, wenn eine neue Wasserquelle zur Verfügung steht. Doch wenn du umherirrst, wenn du durstig bist, dann brauchst du dringend einen Weg oder Ströme.
Gerade diese Tatsache, trifft mich und beruhigt mich. Gott kennt mich! Er weiss um meine Situation. Ich bin in einer Einöde, in einer Wüste. Ich habe nicht eben kurz den Überblick verloren. Ich erlebe nicht einen kurzen Moment ohne Wasser.
Die Einöde, die Wüste, sind grosse trostlose Gebiete. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis du sie durchquert hast. Genauso erlebe ich momentan meinen Alltag. Dieses dunkle Tal liegt nicht in ein paar Tagen hinter mir. Es begleitet mich bereits ein ganzes Jahr. Ich laufe, werde müde, laufe weiter und befinde mich immer noch in der Dunkelheit. Die Gegend hat sich nicht geändert. Es fühlt sich durchaus wie eine Wüste ohne Weg, oder eine Einöde ohne Wasser an.
Dieser Vers gibt also sehr wohl wieder, wie ich mich fühle und wo ich mich befinde. Er bringt Hoffnung während er zugleich auch Spannung auslöst. Es ist diese Spannung, die Gott zulässt und in welcher er mich auffordert, ihm zu vertrauen. Es ist nichts Besonderes, zu erwarten, dass Blumen in einem Garten wachsen. Doch dass sie in der Wüste wachsen, wenn ich noch kein Wasser sehe; das verlangt Vertrauen und Hoffnung. Gott lädt mich ein, zu hoffen und zu vertrauen. In einer Umgebung, die kein Anzeichen liefert, dass die Hoffnung und das Vertrauen begründet ist, dass Neues entstehen kann. Wieder einmal ist es eine Entscheidung des Glaubens: Glaube ich Gott? Glaube ich ihm mehr als den Umständen und Fakten? Vertraue ich in das unsichtbare Wachstum? Das Neue, das ich noch nicht erkennen kann? Das ich nur sehe, wenn ich auf Sein Wort schaue und ihm Glauben schenke.
Gott, ich vertraue dir, dass du in diesem Jahr Wege bahnst, dass du Ströme anlegst, dass Neues wächst.
Und ich danke dir dafür.